Einmal mehr möchte ich zurückkommen auf den am vergangenen Freitag veröffentlichten Bericht des US-Handelsministeriums, in dem Ergebnisse zu aktuell laufenden Ermittlungen des Ministeriums bezüglich Auswirkungen von Stahl- und Aluminiumeinfuhren auf die Nationale Sicherheit präsentiert wurden.

Stahl- und Aluminiumimporte eine Bedrohung für die Nationale Sicherheit des Landes

Die Ermittlungen wurden unter Bezugnahme auf Absatz 232 des Handelsexpansionsgesetzes aus dem Jahr 1962 durchgeführt. Aus diesem Grunde wurden auch alle vertraulichen Geschäftsinformationen in dem entsprechenden Dokument vor der Veröffentlichung geschwärzt.

Das Handelsministerium ist im Laufe seiner Untersuchungen zu dem Ergebnis gelangt, dass neben den durch die USA jährlich eingeführten Mengen auch die Rahmenbedingungen im Sektor der Stahl- und Aluminiumimporte eine Bedrohung für die Nationale Sicherheit des Landes darstellen.

Präsentation ruft geteilte Meinung hervor – Trump erhält verschiedene Vorschläge

US-Handelsminister Wilbur Ross erklärte nach Präsentation des Berichtes, dass er froh darüber sei, dass „unser Land mittlerweile dazu in der Lage ist, die Ergebnisse dieser Analyse zu präsentieren. US-Präsident Trump würden nun verschiedene Vorschläge unterbreitet, auf welche Weise dieser Bedrohung zu begegnen ist“.

Andere Beobachter waren weniger angetan von der Vorlage dieses Berichtes. So wird ein ehedem hochrangiger Regierungsoffizieller des US-Handelsministeriums durch Axios mit den Worten zitiert, dass die im Bericht unterbreiteten Empfehlungen ohne Gewährung von weitläufigen Ausnahmen folgendes bedeuteten:

Eröffnung eines globalen Handelskriegs und Zerfall der WTO befürchtet

Es handelt sich um die Eröffnungssalve in einem globalen Handelskrieg. Man läge selbst nicht falsch, wenn die aktuelle Entwicklung als Kriegserklärung gegen den globalen Stahl- und Aluminiumsektor aufgefasst wird. Denn es handelt sich um einige unserer engsten Verbündeten und Allianzpartner, die auf diese Weise empfindlich getroffen werden.“

Ein weiterer Handelsexperte in Washington äußerte sich auf folgende Weise: „Diese Empfehlungen gehen über den Ausbruch eines Handelskriegs weit hinaus. Lassen Sie uns das Kind besser beim Namen nennen, um festzuhalten, dass es zu einem Zerfall der WTO kommen könnte.“

Eine Entscheidung von US-Präsident Trump wird am 12. April erwartet

Aus dem Bericht des US-Handelsministeriums geht darüber hinaus hervor, dass sich die zusammengetragenen Untersuchungsergebnisse momentan auf dem Schreibtisch von US-Präsident Trump befinden, der zur Entscheidung gelangen könnte, dass die Verabschiedung von weitreichenden Maßnahmen notwendig ist, um gegenzusteuern.

Von US-Präsident Trump wird erwartet, bis zum 11. April eine Entscheidung im Hinblick auf die im Bericht des US-Handelsministeriums unterbreiteten Vorschläge zu den Stahlmärkten zu treffen. Mit einer präsidialen Entscheidung zu den Aluminiummarkt-Empfehlungen wird am Folgetag, somit also dem 12. April, gerechnet. Das US-Handelsministerium kommt in seinem Bericht zu den folgenden Erkenntnissen und unterbreitet unter anderem folgende Vorschläge:

Die verschiedenen Optionen für Zolltarife

Im Stahlbereich setzen sich die empfohlenen Optionen einerseits durch die potenzielle Einführung eines universellen Zolltarifes in Höhe von mindestens 24% auf Stahlimporte aus aller Welt zusammen. Eine zweite Option sieht andererseits die Einführung von Zolltarifen in Höhe von 53% auf Stahlimporte aus einem Dutzend Drittstaaten vor. Gleichzeitig wird die Einführung einer Importquote für den Rest der Welt empfohlen.

Im Aluminiumbereich beinhalten die empfohlenen Optionen die Einführung eines universellen Zolltarifs in Höhe von 7,7% auf alle Aluminiumimporte aus dem Rest der Welt. Internationale Schlüsselexporteure sollen mit einem US-Einfuhrzolltarif von 23,6% zur Kasse gebeten werden. Gleichzeitig wird die Einführung einer Einfuhrquote auf Aluminiumimporte aus dem Rest der Welt empfohlen, die bei maximal 87% der Exporte aus dem Jahr 2017 liegen soll.

USA größter Stahlimporteur – weltweite Überkapazität von 700 Millionen metrischen Tonnen

Im Hinblick auf die ausgesprochenen Stahlmarktempfehlungen kommt der Bericht zu den folgenden finalen Schlussfolgerungen: Im Fall der USA handelt es sich um den weltweit größten Stahlimporteur. Die US-Stahlimporte belaufen sich mittlerweile auf den vierfachen Betrag in Relation zu den Exporten des Landes.

Seit dem Jahr 2000 haben zehn große Produktionswerke in den USA die Pforten geschlossen, der Arbeitsplatzabbau beläuft sich auf 35% aller Beschäftigten seit dem Jahr 1998. Weltweit liegt die Stahlproduktionskapazität bei rund 2,4 Billionen metrischen Tonnen, was einem Anstieg von 127% gegenüber dem Jahr 2000 entspricht.

Die globale Stahlnachfrage hat sich im Angesicht dieser Produktionszunahme jedoch teils bedeutsam abgeschwächt. Globale Überkapazitäten im Stahlsektor sind die Folge. Neueste Schätzungen gehen von globalen Überkapazitäten im Stahlbereich aus, die sich mittlerweile auf 700 Millionen metrische Tonnen belaufen, was dem Siebenfachen des amerikanischen Jahresstahlverbrauchs entspricht.

China größter Stahlproduzent- und exporteur

China erweist sich mit weitem Abstand als größter Stahlproduzent und -exporteur in der Welt. China ist gleichzeitig größte Quelle im Hinblick auf globale Stahlüberkapazitäten. Allein Chinas Stahlüberkapazitäten überschreiten die gesamte Stahlproduktionskapazität der USA.

Innerhalb eines durchschnittlichen Monats produziert China ebenso viel Stahl wie die USA innerhalb eines gesamten Jahres. Im Hinblick auf bestimmte Spezialstahltypen wie dem Bereich von elektrischen Transformatoren verfügen die USA nur noch über einen einzigen Produzenten.

Zum Stichtag des 15. Februar 2018 blicken die USA auf 169 Anti-Dumping-Zollbestimmungen und weitere gegenläufige Maßnahmen im Stahlbereich, von denen sich 29 gegen China richten. Des Weiteren laufen zurzeit 25 interne Ermittlungsuntersuchungen.“

Zolltarif von universellen 24% oder 53% für zwölf Drittstaaten sowie Importquote empfohlen

Unter Bezugnahme auf getätigte Aussagen von US-Handelsminister Wilbur Ross und den heimischen Stahlbereich gibt der Bericht des US-Handelsministeriums die folgenden Empfehlungen ab:

  • Einführung eines universellen Zolltarifs von mindestens 24% auf Stahlimporte aus aller Welt, oder alternativ

  • Einführung eines Zolltarifs in Höhe von 53% auf Stahlimporte aus zwölf Nationen (China, Brasilien, Costa Rica, Ägypten, Indien, Malaysia, Südkorea, Russland, Südafrika, Thailand, der Türkei und Vietnam).

  • Einführung einer Stahlimportquote, die für alle Nationen bei 63% von deren letztjährigen Stahlexporten in die USA liegen sollte.

Überleben der heimischen Stahlindustrie und Wahrung der Nationalen Sicherheit im Vordergrund

Die im Bericht des US-Handelsministeriums abgegebenen Empfehlungen verfolgen das Ziel, die heimische Stahlproduktion zu erhöhen – und zwar von der jetzigen Kapazität in Höhe von 73% auf rund 80%, wo die minimale Kapazitätsauslastung im Hinblick auf eine langfristige Überlebenschance der amerikanischen Stahlindustrie verortet wird. Die zur Empfehlung gebrachte Einführung von Zolltarifen und Quoten addiert sich zu den Spezialzöllen, die zum jetzigen Zeitpunkt bereits in Kraft sind.

Es empfiehlt sich, einen Prozess in Gang zu setzen, der es dem US-Handelsminister erlauben würde, spezifische Anfragen von US-Stahlunternehmen entgegen zu nehmen, die darauf abzielen, spezifische Stahlproduktimporte zu unterbinden, falls die USA nicht über eine ausreichende Kapazität in der Heimat verfügen oder falls es zu Bedenken in Bezug auf eine Wahrung der Nationalen Sicherheit unseres Landes kommen sollte.“

Eine abschließende Fortsetzung dieses Berichtes zu den Aluminiummärkten folgt am Samstag.

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